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Begegnungen in Hamburg

I.

Die schon seit Jahren vom Hamburgischen Richterverein organisierten Begegnungen mit ausländischen Kollegen erlebten dieses Jahr eine Neuerung: Nach vielen bilateralen Besuchsprogrammen gab es im Mai erstmals eine wirklich internationale Veranstaltung: 18 Richterinnen und Richtern aus Polen und 8 Kollegen aus Schweden weilten auf Einladung des Hamburgischen Richtervereins vom 25. bis zum 31. Mai in Hamburg und wurden im Rahmen eines prall gefüllten Besuchs-programms mit verschiedenen Facetten der Justiz bekannt gemacht.

Nach einer Willkommensparty in der Grundbuchhalle am Sonntagabend folgte am Montag die offizielle Begrüßung und eine Einführung in den deutschen Gerichtsaufbau. Bei dem anschließenden Empfang beim Jusitizsenator wurde über die Einsatzmöglichkeiten einer "elektronischen Fessel" informiert, wobei ein schwedischer Kollege über die dort schon gemachten Erfahrungen referieren konnte. In den folgenden Tagen gab es einen Vortrag über das Schieds- gerichtsverfahren, Teilnahmen an Gerichts- verhandlungen, Besuch der Öffentliche Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle und eine Besichtigung der Justizvollzugsanstalt XII in Neuengamme. Das juristische Programm endete mit einem Vortrag über und einer Führung durch das Verwaltungsgericht Hamburg mit dem Schwerpunktthema "EDV-Einsatz am Arbeitsplatz".

Daneben gab es unter anderem einen Vortrag über Hamburger Gerichtsgebäude, einen (leider verregneter) Stadtrundgang, eine Rathausführung sowie eine sachkundig durch das Amt für Strom und Hafenbau geleitete Hafenrundfahrt. An den Aufenthalt in der JVA Neuengamme schlossen sich eine Führung durch die KZ-Gedenkstätte sowie ein Besuch des historischen Rieckhauses und der Curslacker Kirche an.

Die Gäste waren privat untergebracht, so daß neben den "offiziellen", mit der gesamten Besuchergruppe durchgeführten Programm-
punkten in den Abendstunden noch Konzert-, Museums- und Restaurantbesuche und sonstige Unternehmungen mehr stattfanden.

Für alle Beteiligten war es eine Woche mit vielfältigen Begegnungen: Es begegneten sich die Gastgeber mit ihren jeweiligen Gästen und überhaupt Hamburger mit den polnischen und schwedischen Kollegen, wobei es auch zu manch einer Wiederbegegnung mit gemeinsamen Erinnerungen an frühere Reisen kam. Und natürlich fand die bereits im Vorfelde intensiv diskutierte Begegnung zwischen den schwedischen und den polnischen Kollegen statt.
Ich habe mich nicht zuletzt darüber gefreut, manch einen hiesigen Kollegen neu oder intensiver kennenzulernen. Das gemeinsame Gestalten des Besuches bot dazu reichlich Gelegenheit. Die insgesamt schöne Woche, in der bestehende Freundschaften vertieft und neue geschlossen wurden, endete mit einer fröhlichen Gartenparty und einem langen Abschiednehmen

II.

Am 5. Juni 1997 war es wieder soweit: Der Vorstand des Hamburgischen Richtervereins hatte die Assessoren zu dem traditionell im Frühjahr stattfindenden Begegnungsabend eingeladen. Dieses Jahr nun konnten neben bereits auf Lebenszeit ernannten jungen Richtern und Staatsanwälten auch endlich wieder eine größere Zahl von "echten" Assessoren begrüßt werden - anders als in den Vorjahren. Beim Landgericht war beispielsweise seit dem Mai 1993 gar keine Neueinstellungen mehr erfolgt.

Bei Schnittchen und Erfrischungen ergaben sich nach Begrüßungsworten unseres Vorsitzenden
Dr. Raabe vielerlei Kontakte zwischen und mit den "Neuen", den "Jungen" und den "Vereinsvorstehern" und natürlich auch interessante Gespräche zwischen der Staatsanwaltschaft und den verschiedenen Gerichten.

Alles in allem waren es unter reger Beteiligung kurzweilige Stunden, die manchem sogar Anlaß zu einer sofortigen Beitrittserklärung waren. Der Begegnungsabend wird im nächsten Jahr bestimmt wieder stattfinden und gibt dann hoffentlich weitere Gelegenheit für Berufsanfänger, Justiz und Kollegen im lockeren Rahmen kennenzulernen.

Matthias Tiemann